Jacek
Der Weg in den Urlaub begann, wie so viele Tage zuvor. Um 6 Uhr geht der Wecker, aber später wähle ich eine andere Abbiegung.
Durch zwei Wälder und Dörfer gelange ich zu einen Parkplatz in der Nähe der Autobahn und Jacek wartet da schon. Er macht sofort einen sympathischen Eindruck, Wintermütze, Fliesjacke, rundes Gesicht, leichter Wohlstandsbauch, Blau scheint seine Farbe zu sein und umgibt die schmalen vom Lachen gekennzeichneten Augen. Wir unterhalten uns zu Beginn auf Englisch, später auch auf Deutsch. Er arbeitet bei Opel in Eisenach und freut sich auf ein Wochende mit seiner Familie. Ich bin noch ziemlich durch von den Vortagen, schlafe deswegen immer wieder und merke aber, dass ich hier keine konversatorischen Meisterleistungen abliefern muss. Er scheint sich an nichts zu stören. So bleiben viele Gespräche in einfachen Themen stecken und wir haben ein entspanntes Miteinander. Es rauschen die Orte an uns vorbei. Die Öltanks von Gera, die Kartoffel-Fabrik bei Chemnitz, Dresdens Elbe, und dann schalten die gleichen blau-weißen und weiß-roten oder braun-weißen oder digitalen Zeichen von deutsch auf polnisch um. Mir unbekanntere Orte ziehen vorbei und ich lerne etwas Aussprache. “rz” ist ein “tsche” auf Polnisch. Also wie “cz”. Zum Schluss rauscht mein Absprungpunkt noch an uns vorbei und wir fahren eine kleine Ehrenrunde. Nun bin ich irgendwo rausgekullert und suche mich im Wirrwarr einer modernen Großstadt zu meiner Unterkunft. Erstmal schlafen, Urlaub war so überfällig.