Košice
Wohl kaum eine Stadt ist ist derart vom Plattenbau geprägt. Immer wieder erstrecken sich große Gebiete mit Plattenbau-vierteln. Manche der Viertel heißen Luník und werden römisch durchgezählt. Hier zum Beispiel Luník VIII.
Der Titel geht auf die sowjetischen Mondflug-Versuche zurück.
Es gibt in der Innenstadt einen Bereich der aus eher alten Gebäuden besteht. Entlang einer Prachtmeile liegen die schönsten Cafes und Restaurants und in ihrer Mitte der Dom und das Theater.
Doch sobald man am Ende der Straße hundert Meter weiter geht, kommt die sozialistische Architektur zurück. Innerhalb dieser Meile sind alle paar Meter Gedenkstellen eingerichtet, die auch noch feierlich geschmückt sind.
Als wenn sich jemand aktiv drum kümmert. Manche sind weniger spannend, andere schon eher. Zum Beispiel gibt es ein Tafel die daran erinnert, dass die Zugregistrierungen in Košice ein wichtiger Beleg sind, wie viele Menschen aus Ungarn nach Auschwitz deportiert wurden. In Auschwitz gingen 90% der Menschen direkt in den Tod und so brauchte es andere Belege und die lieferten u.a. Eisenbahnunterlagen von hier.
Der Nahverkehr liefert eine interessante Besonderheit. Neben dem, dass lustige Comics auf richtige bzw. falsche Verhaltensweisen aufmerksam machen.
Wie hier am Beispiel der Linie 4, gibt es für die einstelligen Linien immer auch eine “R-Linie” sprich die R4.
Das sind Straßenbahnen, Busse sind dann “Ra-Linien”. Diese Linien fahren zum Schichtwechsel ins Stahlwerk. Kein Scherz. Das Stahlwerk wurde nach der Wende privatisiert und heißt daher oft nur “USS” oder “US Steel Košice”. Das Stahlwerk ist mit 15.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt und passend zum Schichtwechsel kann man von jeder Ecke der Stadt zum südwestlich gelegenen Werk fahren.
Ich bin außerhalb dieser Zeit auch Mal hingefahren. Zum Betrieb des Werks kommt u.a. Eisenerz aus der Zentral-Ukraine, weswegen eine Breitspur-Bahnlinie bis Košice gelegt ist, sodass die Wagons nicht umgespurt werden müssen.
Ich kann euch auch in slowakisch nun anbieten, was Bedarfshalt heißt: “zastávka na znamení”. Gern geschehen. War aber auch sehr einfach, weil hier fast jede Haltestelle, auch für die Straßenbahnen, solche Bedarfshalte sind. Ohne Drücken fährt die einfach schnurstraks durch die Haltestelle.
Der zweitgrößte Arbeitgeber dagegen ist nahezu unsichtbar. Es gibt ein verhältnismäßig kleines Bürogebäude hinter einer Autowaschanlage in einem Gewerbegebiet. Die Beschäftigten der Telekom und ihrer Töchterfirmen, sind alle im IT-Bereich und arbeiten viel im Home Office, sprich in den Wohnblocks der Stadt.
Beim Versuch eine heiße Schokolade zu schlürfen ist mir etwas ulkiges wiederfahren. Tatsächlich habe ich statt einem Pott Milch mit Kakao, eine kleine Tasse lauwarmer Schokolade erhalten. Also so richtig einfach geschmolzene Schokolade.
Wer vom Hauptbahnhof zur Innstadt möchte, kann in Košice direkt durch den Stadtpark laufen, weil er passend dazwischen liegt.
Mein Besuch im Hbf war heute nicht so krönend. Ich wollte Tickets, aber ich bin nur an unfreundliche Menschen geraten, die mir nix verkaufen wollten. Dann doch online. Interessant ist, dass der Fahrplan auch in dieser Art dargestellt ist.
Ich verbringe meine Zeit mit Mike und Adriana und ihren beiden Kindern. Wir teilen die Leidenschaft zu reisen und können uns viel unterhalten. Adriana hat eine große Begeisterung für Biologie, insbesondere für kleinere Tierchen. Mike arbeitet als Richter bei einem Regionalgericht. Beides sind super spannende Menschen und wir haben auch gut zu lachen. Ich fühl mich bei Ihnen direkt zu Hause und ich werde übermäßig gut versorgt. Die Kinder wurden slowakisch und englisch aufgezogen, sodass sie mich verstehen und zum Teil mit mir reden können.
Nun ist man ja als Gast gewillt Wünsche zu erfüllen und Adrianas Auto war noch in der Innenstadt und ob ich das auf dem Rückweg mitbringen kann. Warum nicht, ist ja ziemlich simpel. Ich hab die Schlüssel, die Fahrerlaubnis und eine exakte Beschreibung mitgenommen. Beim Versuch das korrekte Fahrzeug zu öffnen ging aber jedes Mal die Alarmanlage los. Ziemlich blöd, wie ich finde, sodass nach mehreren Hin und Her nun auch Mike hinzukam. Allein in einem Plattenbauviertel mit einem extrem lauten Auto am späten Abend, war ich froh über sein Beisein. Wir haben es nicht hinbekommen, sodass dann Mike ähnlich einem Rettungswagen das Auto nach Hause fuhr, weil er dies erklären hätte können. Ich hab dafür sein Auto dann zurückgefahren. Nicht ohne es bei der Ankunft erstmal im Schlamm festzufahren. Von Adrianas Auto hat Mike dann die Batterie abgeklempt und wir schauen was der morgige Tag bringt.