Österreichs Berge
Heute stand für mich die Rückreise auf dem Plan. Da ich aber etwas mehr Zeit als Weg habe, wollte ich mir die Reise etwas kreativ gestalten und einfach an einem ungarischen Automaten dafür das Ticket kaufen. Leider habe ich mir nicht früh genug den Plan geschmiedet und stand dann verdutzt am Vortag am Automaten und stellte fest, dass die nur für Inlandszüge funktionieren. So nun, musste ich ad hoc zum Internationalen Zugschalter und irgendein Zug in Richtung Wien kaufen.
Mit diesem Ausgangspunkt habe ich also eine Planung ab Wien gemacht, die einmal quer durch Österreich führen soll, um dann schneebedeckte Berge aus dem Zugfenster zu sehen. Soweit der Plan.
Der Tag beginnt mit einer kurzen Wartezeit im Bahnhof Győr, wo ich der rotierenden Anzeigetafel, einer typischen Klapperanzeige zuschaue.
Der offizielle Begriff ist Fallblattanzeige. Ein wenig bin ich fasziniert wie diese Anzeigetafeln wohl funktionieren, lange Zeit hielt ich Elektromagneten für wichtig. Aber Fall-Blatt-Anzeige beschreibt das Prinzip schon etwas. Da die Blätter auf Rollen sind, rotieren sie nicht nur entlang der Querachse, sondern werden so auch etwas von vorn nach hinten und von unten nach oben geführt, dann wieder nach vorn. Ist das Blatt vorne klemmt es erstmal unter einer Kante. Geht die Drehung nun ein Müh weiter, wird das Blatt auch etwas nach unten gezogen und kommt so vor die Kante, sodass es nach unten klappt. Seitlich sind kleine Elektromotoren die angesteuert werden. An und für sich sind die Klapperanzeigen perfekt in vielerlei Hinsicht, nur halt begrenzt in dem, welche Blätter man installiert hat. Eine digitale Anzeige lässt sich leichter ändern.
Immer wieder beginnt die erste Reihe zu klappern und sobald sie identisch mit der zweiten ist, beginnt diese wiederum zu rotieren. Die Züge, bzw. die Relationen, haben ihre eigenen Namen. Das gibt es in vielen Ländern. So fährt zum Beispiel der “Canopus” nachts von Zürich über Erfurt und Leipzig nach Prag. oder der “Arkona” ist ein ICE von München bis Ostseebad Binz. oder der “Berolina” ist ein ICE von Berlin über Erfurt und Regensburg nach Wien. und zurück natürlich. Diese Bezeichnungen werden halt in Deutschland eher nebenbei für manche Verbindungen genutzt. An der ungarischen Anzeigetafel haben alle Züge einen solchen Titel. Mein Zug heißt “Hortobágy”, benannt vermutlich nach dem Nationalpark im Osten Ungarns.
Was ich allerdings nicht wusste, ist dass der Zug gerade aus Kyjiw kommt. Als er in den Bahnhof einschoss, war ich doch überascht, dass die ersten Wagons von der “UZ”, also der ukrainischen Bahn wahren.
Das ist also der Zug, der in Kyjiw auf lange Sicht ausverkauft war. Sind auch nur zwei Wagons pro Tag. Man muss hinzufügen, dass die Züge oft umgekuppelt werden, dass heißt, dass Züge zusammengefügt werden oder getrennt oder Wagons verbleiben oder werden hinzugefügt. Also nur die zwei Wagons sind die gesamte Strecke gelaufen, insgesamt hatte der Zug aber noch ein knappes Dutzend vor allem ungarischer Wagons.
Nach dem Grenzübertritt nach dem ungarischen Bahnhof “Hegyeshalom” hält der Zug “planmäßig”, aber nicht zum Ein- und Aussteigen, im österreichischen “Bruck an der Leitha”. Offiziell ist eigentlich der nächste und letzte Halt schon “Wien Hbf”. Was ich gesehen habe, wurde er vor allem genutzt um Leute aus dem Zug zu holen, die keinen Ausweis oder kein Ticket gezeigt haben. Warum dafür ein Extra-Halt sinnvoll ist, erschließt sich mir nicht.
Nun bin ich also im Netz der Österreichischen Bahn, die von den dunkel-roten Railjet-Zügen geprägt ist.
Nach einer sonnigen Mittagspause habe ich einen solchen gewählt und zwar in Richtung Bregenz, zum äußersten westlichen Ende Österreichs. Wie gesagt, mein Plan ist ein wenig durch die Berge zu schauckeln. Allerdings steige ich schon in Wörgl um, aber das sind schon deutlich über die Hälfte der Strecke.
Die Tickets haben ein ungewöhnliches Format und weißen die CO2-Einsparung aus. Allerdings bräuchte dies ja einen Vergleichswert, also im Vergleich zu was spare ich mit dem Zug CO2 ein.
Die Landschaft ist wie erwartet Anfangs eher von grünen Almen geprägt.
Hier fahren wir über die Salzach in Salzburg und hinten sieht man die Festung Hohensalzburg.
Wer sich nun eine Karte öffnet und die Position anhand des Bildes ermittelt wird nun gegebenenfalls stutzig. Ich brauch da mal noch ein Stündchen. Da es draußen eher bewölkt und leicht neblig ist, habe ich das Alpenpanorama auch schon halb abgeschrieben. Ich dachte ich mach ein Photo von einem Bergsee und zeig euch das.
Als ich im Zug sitzend den Namen des Sees ermittele, per GPS auf einer Karte, trifft mich die Erkenntnis wie ein Blitz. Der See heißt Simssee und liegt in Bayern. Der Zug fährt zwischen Salzburg und Wörgl einfach ohne Halt durch Deutschland. Also nix mit atemberaubende Blicke auf die Hohen Tauern, oder andere Alpen-Massive. Und: Einen großen Teil der Strecke werde ich nach Umstieg in Wörgl einfach mit der Regionalbahn wieder zurückfahren. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Erst auf die letzten Meter, entlang des Inn, wird es schöner, als dann auch die Sonne sich nochmal durchkämpft.
Ganz in der Ferne sind eine paar weiße Gipfel.
Wörgl habe ich mir nicht angeschaut, dafür war nicht genügend Zeit. So siehts vorm Bahnhof aus.
Auch der “Erlebnisbahnstein Brenner-Nordzulauf” war geschlossen, obschon mich das interessiert hätte.
Na dann ab in die Regionalbahn nach Kufstein, wo ich ja auch schon durchgefahren bin. Da habe ich fünf Minuten mehr, die für die nahe Brücke über die Inn reichen.
Da schon die nächste Bahn über die Grenze nach Deutschland fährt, endet hiermit der Reisebericht.
Ich möchte noch eine Reflektion / Zusammenfassung machen, aber für den heutigen Tag ist alles gesagt. Allzeit gute Fahrt.