Verpackter Sauna-Zug zum Maidan

Es ist sehr schwer dem was nun kommt einen Übertitel zu geben. Es ist sehr viel und ich denke es lässt sich grob in 3 Teile teilen. Odessa - Nachtzug - Kyjiw.

Odessa.

Meine Zeit in Odessa neigt sich dem Ende zu, aber erst am Abend fährt der Zug ab. Endlich sind alle Postkarten soweit bereit, dass ich den Gang zum Hauptpostamt gehen kann und schon auf den letzten Metern grüßt das Pflaster mit “Post”. IMG_20240220_152147.jpg

Wie so einige Gebäude wirkt sie sehr representativ und wird als Sehenswürdigkeit geführt, sodass ich auch extra dorthingehe, statt die direkt nächste Post aufzusuchen. IMG_20240220_152310.jpg

Doch viel mehr beeindruckt der Innenbereich der Post. Ich werde von einem Mitarbeiter zur anderen weitergereicht und diese bekommt von mir offensichtlich die Aufgabe der Woche. 15 Postmarken nach Deutschland. Sie blättert x-Mal durch ihren Klarsichtfolien-Ordner und sucht verzweifelt Marken, die geeignet sind. Das sie dann doch welche findet erstaunt mich dann. Auch will sie bestätigt wissen, ob ich denn das Motiv i.O. finde. Mir ist das herzlich egal, hauptsache es kommt an. IMG_20240222_113859.jpg

Während sie so ihre Minuten in Suchen und Finden verbringt, kann ich mir das erweiterte Angebot näher anschauen. Es gibt sehr viele Produkte mit einem Briefmarken-Motiv, dass einen Soldaten zeigt, der einen Mittelfinger einem Kriegsschiff zeigt. IMG_20240222_121549.jpg

Eine Situation aus dem Krieg wird hier verewigt. Als die kleine Schlangeninsel südlich von Odessa durch russische Truppen besetzt wurde, gab es vorab eine Funkkommunikation zwischen den ukrainischen Einheiten auf der Insel und zwei russischen Kriegsschiffen. Die zur Aufgabe aufgeforderten Soldaten antworteten sehr vulgär, worauf die Bombardierung und Besetzung begann. Der Ausspruch ging in der Ukraine viral und schlug sich nicht nur im Netz, sondern auch in Form einer eigenen Briefmarke nieder, aus der weiterer Merch wurde und auch in der Stadt als Gemälde verkauft wird. IMG_20240222_112013.jpg

Die Insel wurde später zurückerobert und eines der beiden Schiffe wurde versenkt. Die Moskwa war bis dahin das größte Schiff der russischen Marine im Schwarzen Meer, nun liegt es am Grund und rostet.

Nun wird Odesse für mich der einzige Stop am Meer sein, sodass ich bei einem so sonnigen Tag nochmal an die Promenade möchte. Durch die militärischen Hindernisse ist es stellenweise aber nicht durchgängig möglich. Auch fällt mir auf, dass eine Figur eingepackt und abgedeckt ist. Ich schätze um mögliche Schäden durch Kriegshandlungen zu vermeiden. Hinten rechts sieht man den weißen Leuchtturm vom Hafen. IMG_20240222_132214.jpg

Beschäftigen tun mich aber eher die kleinen Flaggen, die an einem anderen Denkmal aufgestellt wurden. Ich vermute, dass Angehörige für ihre gefallenden Verwandten eine kleine ukrainische Flagge einstecken. Zwischendurch sind auch Flaggen, die eher nach Symbolen der entsprechenden Einheit aussehen oder von anderen Ländern sind. Es gibt Menschen die in der “internationalen Legion” kämpfen, vielleicht kommt so auch mal eine bulgarische, aserbaidschanische, dänische, us-amerikanische oder polnische Flagge dazwischen. IMG_20240222_131814.jpg

Es ist so schwer zu sehen und zu glauben, dass das abgenötigt wird. Menschen, die sicherlich so viel schöneres erleben können und erlebbar machen könnten, stehen unter wiedrigen Bedingungen im Krieg. Für welche Rechtfertigung? Was rechtfertigt einen Angriff? Es gibt so zuckersüße Gedanken, dass man nur eine Gesellschaft bräuchte, wo keiner “hingeht”, wenn zum Krieg geblasen wird. Doch wie soll die aussehen? oder wo niemand Waffen liefert? Es ist so weit von dem was passiert entfernt, ja fast traumtänzerisch. Ich bin in Gedanken versunken und schaue auf das Schwarze Meer, über den Hafen hinweg. Dorthin, wo sich der Morgennebel hin zurückgezogen hat. Wie soll das sich hinziehen, zurückentwickeln, vorstoßen, … ein Ende finden. Für Frieden sind immer alle, das ist kein Argument. Egal wen man fragt, niemand ist für den Krieg. Selbst Waffen werden für den Frieden gebaut; und wenn man angegriffen wird, dann stimmt das sogar. Wie absurd, der Gedanke, aber er passt so viel mehr. Ich werde keine Lösung anbieten, wie auch, aber es rattert, es schwimmt, es stiebt. Wie die Wellen, die gegen die Brandung saußen. IMG_20240222_143829.jpg

Aus dem Gedanken, des Unmöglichen ins Mögliche und umgekehrt, erscheint das “Sonnenhaus” vormir. Vermutlich muss ich mir neben der Tür den Rest hinzudenken, aber tritt man durch diese halbe Tür, steht man vorm Meer. Vielleicht müssen Gedanken auch erstmal alles beschreiben und dann durch den kleinen bestehenden Anteil hindurch um in die Ferne schauen zu können. IMG_20240222_144310.jpg

Mein Gedankengang bekommt ein Ende, als ich nun den Rucksack einsammeln gehe um am Bahnhof auf meinen Zug zu warten.

Nachtzug.

Am Gleis warten schon viele Menschen, da offensichtlich noch nicht die Türen von allen Wagons offen sind. IMG_20240222_164818.jpg

Relativ am Anfang finde ich mein Wagon, samt Anzeige für den Wagon davor und danach. IMG_20240222_165009.jpg

Irgendwann öffnet sich die Wagon-Tür und eine kleine Frau tritt heraus. Vor dem Einstieg kontrolliert sie von jedem die Tickets. Es geht ab in die Metallröhre und ich beginne meinen Platznummer zu suchen, was aber schnell gelingt. Allerdings kann ich mich noch nicht hinsetzen, weil die Sitzbank noch hochgeklappt ist. Ich vermute, dass die die unten schlafen hier ihre Koffer reinpacken. Ich habe ein oberes Bett und das untere ist gleichzeitig Sitzbank. Es gibt eine dritte Eben, die auch für Gepäck da ist. Tatsächlich gibt es ausreichend viel Platz für große Gepäckstücke. Ich schaue etwas ratlos drein, da ganz oben auch blaue Rollen lagern.
Eine ältere Dame ist schon da, sagt irgendwas und nimmt eine Rolle weg, sodass mein Rucksack hinpasst. Sie erinnert mich sehr an so eine engagierte PDS-Oma. Der Ruhestand wurde zum Aktivismus erklärt, so stelle ich sie mir vor. Mit ihren kurzen roten Haaren und faltigen Händen ist sie flink und im Kopf ist noch alles voll da. Der Mann ist schon verstorben, aber sie hat ein großes Netz an Freund:innen und sicherlich hat sie in Odessa ihre Freundin oder Schwester besucht. Nun ließt sie neben mir ganz staatsbürgerlich die Odesska Prawda, oder so ähnlich, die eine andere Frau auf dem Gleis verkauft hat. Neben ihr steht ein fescher Korb-Beutel, dazu ein knallrote Handtasche. Frau von Welt eben. IMG_20240222_170544.jpg

Links vom Gang gibt es quer zur Fahrtrichtung für Betten und oben zwei Ablagen und dazwischen ein halber Tisch. Rechts vom Gang gibt es zwei Sitze mit Tisch darüber ein Bett in Fahrtrichtung und darüber wieder eine Ablage. Der Tisch kann umgeklappt werden, sodass da noch ein Bett entsteht. Die roten Leder-Sitzbänke sind sehr hart und bei der Rückenlehne wurde ganz auf Polster verzichtet, da muss die Wand genügen.
Bevor der Zug abfährt, kommt noch ein junger Mann, villeicht so 18 oder 20 Jahre alt. Sicherlich aus gebildeten Hause, denn er packt ein Sachbuch aus und ließt mit geraden Rücken und überschlagenen Beinen. Seine langen Finger haben handwerklich vielleicht noch nicht allzu viel berührt, aber in zwei Jahren wird er mit anderen in der WG-Küche über die richtige Revolution philosophieren. Hach, was ich mir alles so ausmalen kann.

Nachdem der Zug Fahrt aufgenommen hat, kommt auch die Zugbegleiterin durch. oder besser Wagonbegleiterin. Soweit ich das verstanden habe, ist immer eine Person für den Wagon zuständig. Sie sammelt die Tickets ein, die sie vorher kontrolliert hat und gibt jeden ein eingeschweißtes Päckchen mit Bettwäsche. IMG_20240222_172810.jpg

Eine größere Hilfe sind mir Mutter und Tochter die auf der Steurbordseite die längs-Betten haben. Die Tochter ist vielleicht Mitte 20 und beginnt als erstes mit dem Bettenbau. Nachdem ich aus dem Augenwinkel gelernt habe, lege ich los. Man nehme eine dieser ominösen blauen Rollen und rolle sie auf dem Bett aus. Passt genau. Darin ist ein Kissen und nun alles beziehen mit den Sachen aus dem Päckchen. Auch ein kleines Handtuch ist dabei. Zudem gibt es weiter vorne rote schwere Decken, solche kommt als Decke on top. Diese mehr-lagige Unterlage kann ja nur weicher sein, sodass ich versuche in die Koje zu klettern. Ich denke es gibt keine würdevolle Art, reinzukrabbeln.

So langsam machen das alle und über die Stunden werden nach und nach immer mehr Lichter ausgeschaltet. Manche haben noch ihr Abendbrot vertilgt, aber dann wird es sehr ruhig im Zug. Nur die Geräusche der Schienen sind deutlich. Der Wagon oder ein Motor sind nicht zu vernehmen. Die Lok ist weit weit vorn.

Nun war mir ja vorher bewusst, dass das ein Abenteuer wird und ich mit null Erfahrung rangehe. Ich habe mich auf vieles eingestellt und im Februar aber mit einem nicht gerechnet. Das es sehr sehr warm wird. Ich schwitze und ziehe soweit möglich Klamotten aus. Alles was aufliegt wird nass. Ich decke mich die ganze Nacht nicht zu und suche Liegeoptionen die möglichst viel Luft ranlassen. Wozu also die fette Decke? Sie macht’s ein wenig bequemer, aber auch wärmer. Der Fensterrahmen leitet die Kälte von außen rein, derer ich mich dankend annehme.
Was weniger einschränkend, aber auch nicht ideal ist, dass nach Abzug der Bettlänge von meiner Körpergröße noch Zentimeter übrig bleiben. Der ideale Mensch für die ukrainische Bahn ist scheinbar unter 1,80 Meter. Doch das lässt sich verknusten.
Die Toilettenanlage ist weitestgehend fein, man muss nur den langen Hebeltritt unter der Schüssel kennen um die Spülung gen Gleis zu betätigen. Der Wasserhahn hat direkt hinter der Öffnung einen Stift, den man von unten reindrücken muss, dann kommt Wasser. Eine clevere Lösung um Wasser zu sparen. Die Toilette hat scheinbar Schließzeiten, denn es stehen minutengenaue Zeiten dran, die verhindern sollen, dass man im Bahnhöfen Gerüche erzeugt.

Als das Tageslicht auch mich weckt, ist die Rotes-Kurzhaar-Oma schon aufgeräumt und das Mutter-Tochter-Gespann macht sich ans Werk. Der angehende Akademiker sitzt lesend in der noch bezogenen Koje. Ich versuche hinter den Vorhang rauszulunzen aber ich habe die ganze Zugfahrt keine gute Fensterposition. IMG_20240223_071849.jpg

Ich bau mich auch zurück und versuche galantvoll aus dem Bett zu plumpsen. Es gibt zwar eine Trittstufe im Gang, aber die ist bei all der Enge kaum zu treffen. Die Wäsche und die Decke kommen zurück vors Zimmer der Zugbegleiterin, die Rolle aus Bett und Kissen zurück an ihre vorherige Warteposition. Soweit so einfach. Nun laufen einige Menschen mit Gläsern in Metallfassungen durch den Gang, teils mit Tee. Erst später werde ich raufinden, dass die Schaffnerin tatsächlich heißen Tee verkauft. Den Samowar habe ich zumindest photographiert. IMG_20240223_075914.jpg

In der letzten Stunde kann ich ein in der Nacht zugestiegenes Pärchen beobachten. Er schein Soldat zu sein und lag im Kampfanzug, ohne Bett im oberen Fach und setzt sich nun zu ihr ins Erdgeschoss. Sie schnieft ganz schön, sodass ich erst von einer Erkältung ausgehe. Aber irgendwie kann das Gespräch auch ganz anders sein. Ich sehe sein Gesicht nicht, aber es wirkt als wenn sie versucht ein Gespräch am Laufen zu halten um die Stille nicht auszuhalten. Um nicht ins Emotionale und Mögliche abzugleiten. Vielleicht ist sie gar nicht erkältet. Vielleicht muss er dort hin zurück, wo keiner sein möchte.

Unser Nachtzug ist sehr pünktlich und entsprechend halten wir endlich in Kyjiw. 9:03. Die Oma hatte sich 9:01 angestellt, der junge Mann und ich wollen uns gegenseitig den Vortritt lassen, weil wir ja beweisen wollen, dass wir höflich sind. Der Höhenunterschied zum Gleis ist immens, sodass es sicherlich ein paar Grad wärmer ist als oben am Wagon. IMG_20240223_090727.jpg

Der Bahnhof ist riesig, aber der Weg rauszu ist möglich, führt aber durch die beeindruckende Haupthalle, von der ich leider kein hübsches Photo gemacht habe. IMG_20240223_091034.jpg

Wer in die Halle möchte muss durch die Gepäckkontrolle, ich muss zum Glück nur raus.

Kyjiw.

Im Zug habe ich rausgefunden, dass es mehrere Schreibweisen von der ukrainischen Hauptstadt gibt. Die im deutschen verbreiteste ist wohl “Kiew”. Das geht auf den russischen Namen der Stadt zurück “Киев”. Aus Respekt vor dem Land lerne ich aber die Übersetzung der ukrainischen Schreibweise “Київ”, also “Kyjiw” oder “Kyjiv”. Obschon das halbe Land auch russisch spricht, ist wohl ukrainisch auf dem Vormarsch und viele Beschriftungen sind entsprechend. Wie ich lerne, macht es auch Sinn bei der Wahl der zu lernenden Wörter sich auf ukrainisch zu konzentrieren. Die russisch-sprechenden Ukrainier:innen verstehen das und antworten entsprechend. Andersrum kann es als respektlos angesehen werden, wenn man ukranisch-sprechenden Ukrainer:innen mit russisch kommt. Es ist halt die Sprache des Aggressors. Beispiel: “Danke” auf ukrainisch ist “Djakuju” und auf russisch “Spasibo”. Letzteres hört man voll häufig, aber es macht Sinn beim Lernen auf ersteres zu konzentrieren.

Für die Tage in Kyjiw habe ich einen Couchsurfer und ich muss den Weg zu ihm finden, nun kann ich euch am Beispiel des Kyjiwer Hauptbahnhof eine Schwierigkeit erläutern. Gleiche Orte haben nicht gleiche Namen. Der Der Kyjiwer Hauptbahnhof heißt bei der Ukrainischen Bahn übersetzt “Kyjiw-Passagiere”. Das Gebäude ist aber die “Zentrale” und wenn ich einen Bus zum Bahnhof nehmen möchte, muss ich zur “Zentrale” fahren. IMG_20240223_091715.jpg

Die Metrostation am Hbf heißt “Bahnhof”. IMG_20240223_094347.jpg

Die Straßenbahnhaltestelle nennt sich “alter Bahnhof”. Aber alle vier meinen den gleichen Ort. Verrückt.

Eine Station mit der Metro nur und ich bin bei Yarema. In einem alten Sowjetbau hat er eine kleine Wohnung die sehr licht eingerichtet ist und über gerade das nötigste verfügt. Er ist Anfang zwanzig und mit den langen Haaren noch sehr überrascht, warum ich mir das Leben so schwer mache. Vielleicht ist es Abenteuer und das findet er wieder gut. Hmm, so nah liegen beide Sachen beeinander. Er ist relativ schlacksig gebaut und gräbt ganz schön im Oberhirn für jeden Satz auf Englisch, aber schlussendlich hauts immer hin. Er macht mir im ollen Wasserkocher einen süßen Tee und während er eine raucht schauen wir aus dem 9ten Stock auf die nähere Stadt. Er wirkt sehr locker und trotzdem leicht unsicher. Irgendwie kann ich hier machen was ich mag, aber ich merke auch wie er sich rückversichert. Der Junge gibt mir eine “Roomtour”, die nach einer Minute vorbei ist. So unbedarft wäre ich ach gerne. Für alle meine Fragen hat er Antworten und leitet mir weiter was er weiß. Warum ich die Metro denn nicht einfach mit Google Pay benutze. und zack, bin ich wieder der umständliche. Ich bin der Open Source Reisende, der der es sich schwierig macht und kyrillische Automaten entziffern möchte. Aber ohne irgendwelche Apps ist es nicht möglich. Es gibt einfach keine Papiertickets. Nur die privat geführten Marschrutkas können mit Hartgeld bezahlt werden, meint er. Meine ominöse Kreditkarte, die kein Geld hergeben mag, lässt mich aber durch die Schranken treten. Verstehe das einer.
Nachdem wir Technoklubs, korrupte Unversitäten und umständliches Reisen bequatscht haben, lasse ich mir noch ein günstig-ukrainisches Lokal empfehlen und trete vor die Tür in den Gang auf dem Weg zum uralten Aufzug. IMG_20240223_113803.jpg

“Puzata Hata” ist eine Franchise-Kette, die wie eine Kantine funktioniert. Es muss schnell gehen und ich wähle mit Fingerzeig die Sachen aus, die mir der Mann auf den Teller packt. Am Ausgang bezahlen und tschüss.

Yarema hat mir auch empfohlen mit der Khreschatyk anzufangen. Eine wichtige Hauptstraße die von alten sowjetischen Prachtbauten strotzt. IMG_20240223_125216.jpg

Eins schöner als das andere. IMG_20240223_142240.jpg

Schnell bin ich auch auf dem Maidan, oder Platz der Unabhängigkeit. Es ist gerade 10 Jahre her, dass es zu großen Protesten kam und diese werden auf dem Platz in aller Breite dargestellt. Es gibt ein eigenes Museum und es soll ein Gebäude dafür gebaut werden. Große Bildertafeln erinnern an die Ereignisse. IMG_20240223_125920.jpg

Als ein Vertrag zwischen der Ukraine und der EU am Scheitern ist, weil Russland Druck auf die damalige Regierung ausübt, beginnt sich eine “Revolution der Würde” auszubreiten, wie sie hier genannt wird. An vielen Stellen im Land, aber besonders auf dem Maidan, bilden sich Camps die für einen EU-Kurs werben. Es sind wohl diese Aktivist:innen-Camps die von einer besseren Gesellschaft träumen und diese wie ein Ameisenhaufen betreiben. Die Polizei schießt scharf und in den fast drei Monaten sterben wohl über hundert Menschen. An den Bildern beeindruckt mich vor allem, wie sehr die “Normalos” mitgemacht haben. Da steht eine ältere Dame mit der stolzen Handtasche und zerschmettert Pflastersteine, damit sie als faustgroße Steine der Polizei entgegengeworfen werden können. Den Toten wird ausführlich gedacht. IMG_20240223_131525.jpg

Die meisten Gedenkorte sind in Richtung der Institutska, wo die meisten Menschen erschossen wurden. Dort geht es auch in das “Regierungsviertel”. Es wurde sogar eine Kapelle aufgebaut. IMG_20240223_133643.jpg

In Folge der gemeinhin “Euromaidan” genannten Proteste hat der damalige ukrainische Präsident Janukowytsch das Land verlassen und wurde abgesetzt. Russland hat daraufhin die Krim annektiert und den Krieg im Donbass begonnen. Das Assozierungsabkommen zwischen der Ukraine und der EU wurde unterschrieben und angewandt. Die Ereignisse von November 2013 bis Februar 2014 können auf den Tag und Minute genau nachvollzogen werden, wer mag.
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Das Gewerkschaftshaus der Ukraine war damals die Zentrale der Revolution und brannte währenddessen aus. Später wurde dies wieder aufgebaut. IMG_20240223_131412.jpg

Auf dem Platz selbst gibt es typische Touristenfänger nebst dem kleinen Flaggenmeer, wie ich das schon aus Odessa kenne. IMG_20240223_125518.jpg

Ich bin ganz blauäugig in Richtung Regierungsviertel gegangen, aber das ist mit Zugangssperre weitläufig gesichert. Ich schätze ohne driftigen Grund werde ich wohl nicht durch die Sicherheitsschleuse kommen. IMG_20240223_132109.jpg

Achso und es gibt ein Quallen-Museum direkt am Platz. Warum? IMG_20240223_132510.jpg

Vorm Stadtrat-Gebäude wurde ein Pkw aus dem Kriegsgebiet aufgestellt. Dahinter steht die Forderung, die Gefangenen von Mariupol freizulassen. IMG_20240223_142136.jpg

Parallel zu den Ereignissen rund um den Maidan wurden Symbole des sowjetischen Terrors entfernt. Berühmtermaßen wurden vor allem Lenin-Statuen gestürzt, hier der Sockel der ehemaligen. IMG_20240223_143013.jpg

In Odessa gibt es eine Oppositionspartei mit Star Wars Anlehnungen, die eine Lenin-Statue gegen Darth Vader ausgetauscht hat. Leider weit außerhalb des Zentrums.

Auch hier wurden Statuen gesichert und eingepackt. IMG_20240223_144215.jpg

Kyjiw ist ja ähnlich groß wie Berlin, aber statt dem roten Rathaus, gibt es eine rote Universität. IMG_20240223_144235.jpg

und warum nochmal gibt es Pisskegel für Hunde? IMG_20240223_150948.jpg

Zu guter vorletzt habe ich natürlich mich nochmal in die Metro gestürzt. Die Metro-Stationen liegen sehr weit unterhalb der Erde. Ich vermute, dass wenn man tiefere Linien baut, dass dann vielleicht die Strecke zwischen den Stationen kürzer wird. oder warum werden so tiefe Stationen gebaut. Angeblich ist die Station Arsenalna die tiefste der Welt oder zumindest eine der tiefsten. IMG_20240223_170809.jpg

Tatsächlich kann man sich in der Zeit auf den Rolltreppen locker ein Ei braten oder die Religion wechseln oder Mathe-Hausaufgaben nachholen. Hochzu habe ich 4:16:90 und runterzu 4:11:96 gebraucht. Also mindestens 4 Minuten muss man einplanen. Ich hoffe, das hilft euch weiter. IMG_20240223_122344.jpg

Bevor ich zu Yarema zurückgekehrt bin um mal was leckeres zu kochen, bin ich noch in einem Park spazieren gegangen und wollte ein Blick auf den Fluss erheischen. Aber Verteidungsstellungen, Nato-Draht und Checkpoints ließen das nicht zu. Das Thema ist halt, allgegenwärtig. IMG_20240223_165549.jpg

PS.: morgen weiß ich noch nicht, ob ich zum Schreiben komme. Ihr werdets merken.

 
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Marosch

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